[Translate to Deutsch:] Dieser Text beruht auf der englischen Übersetzung eines Kapitels aus dem in finnischer Sprache erschienenen Buch „Die Linke auf Arbeitssuche” („Vasemmisto etsii työtä“, Like Publishing Ltd. 2008, 292 Seiten). Das Buch ist das Ergebnis eines Projekts des Linken Forums (Left Forum), Finnland, und der Forschungsgruppe General Intellect.
Kapitalismus transformiert sich selbst, um Krisen und Instabilitäten zu kontrollieren und um die Funktionsfähigkeit der Marktmechismen sicherzustellen. Diese Transformationen erstrecken sich auf alle Funktionen der Gesellschaft, Institutionen, Eigentum, Arbeit und die verschiedenen Formen von Reichtum.
Kapitalistische Ökonomien sind dynamische Systeme, die Strukturreformen und Innovationen hervorbringen und in deren Rahmen Geschichte gestaltet wird. Im gegenwärtigen Kapitalismus – den wir als Wissens-Fähigkeits-Kapitalismus bezeichnen, da er nach der Verwertung derjenigen grundlegenden menschlichen Fähigkeiten strebt, die mit Wissen, Interaktion und Kommunikation zusammenhängen – geht es um die Übermittlung von „Information” und Investitionen in die Produzenten von Wissen und deren Ausbildung, Gesundheit und Kultur, wie es der Wirtschaftswissenschaftler Robert Boyer in seinem Buch „The Future of Economic Growth“ nahegelegt hat.
Kapitalismus als dynamisches historisches System
Jedem Stadium des Kapitalismus lässt sich ein Subjekt zuschreiben, das sich unterschiedlich auf der Basis seines Verhältnisses zur Produktionsweise des Reichtums und der Organisationen der Produktion konstituiert oder herstellt. Es legt die Existenzbedingungen linker Politik fest: Das Subjekt ist derjenige Arbeiter, dessen Position in der Organisation der Produktion, was das Funktionieren von Kapitalismus und der Akkumulation von Kapital angeht, zentral ist (nicht zufällig oder nebensächlich) und in dem sich das Wesen der Lohnarbeit innerhalb des Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit kristallisiert. So gesehen hatte z. B. vor dem Fordismus und der tayloristischen Organisation der Produktion derjenige Arbeiter die Schlüsselposition inne, der über passendes Wissen verfügt und in dessen Arbeit die verschiedenen Stufen des Arbeitsprozesses zusammenfielen. Das passende Wissen und die persönliche Erfahrung machten da den Arbeiter zu einem Meister, der in einer Werkstatt arbeitete. Im Verhältnis zwischen Mensch und Maschine war es der Mensch, der die Schlüsselposition inne hatte und dessen Qualifikation als Arbeiter, dessen persönliche Fähigkeiten für das Ergebnis entscheidend waren.
Demgegenüber suspendiert die tayloristische Arbeitsorganisation die Fähigkeiten des Meisters und schafft einen Massenarbeiter, der in einer Fabrik arbeitet und sich nach der Geschwindigkeit des Fließbands richten muss und dessen persönliches Wissen von seiner eigenen Arbeit möglichst komplett abgeschafft ist.
Im Wissens-Fähigkeits-Kapitalismus, wie er derzeit im Norden vorherrscht, lässt sich der für die Produktion maßgebliche Arbeiter als Informationsarbeiter bezeichnen, der in „Projekten” arbeitet und mit dem permanenten Wechsel von Aufgaben, Büros, Zeiten und Kollegen klar kommen muss. Mit „Informationsarbeiter” meinen wir nicht solche, die eine spezialisierte Ausbildung durchlaufen hätten oder speziell angelernte Arbeiter, sondern Arbeiter, die ihre grundlegenden Fähigkeiten im Umgang mit Information nutzen müssen, reden, zuhören, zuschauen, lesen und vielleicht ein bisschen schreiben eher noch als die Verausgabung physischer Arbeit.
Aus unserer Sicht besteht eines der zentralen Probleme der Linken darin, dass sie nicht dazu in der Lage ist, diese Veränderungen zu untersuchen. Stattdessen hat sie dem Massenarbeiter den Wissensarbeiter gegenübergestellt und in ersterem die unveränderliche Basis ihrer eigenen Politik gesehen. Das zeigte sich vor allem im Gegeneinander von regulärer und prekärer Beschäftigung.
Im Taylorismus wurden die Arbeitsproduktivität durch Arbeitsteilung gesteigert und gleichzeitig die Fabriken vergrößert, um vom absoluten Wachstum („economies of scale”) zu profitieren. Die Produktion wurde in großen Konzernen konzentriert und die Schaffung von (Industriearbeits-) Stellen ging einher mit dem Anstieg der Produktion. Fortlaufende Bezahlung war ein entscheidender Faktor im Taylorismus, der die Verfügbarkeit und ein konstantes Niveau von Arbeitskraft garantierte – arbeitsintensive Großindustrien konnten sich nicht mehr von Tagelöhnern und Gelegenheitsarbeitern abhängig machen. An den Arbeitsstätten herrschten strenge Hierarchie und Disziplin, sowie Aufgaben- (zwischen Planung und Ausführung, Kopf- und Handarbeit) und Arbeitsteilung. Auch die geschlechterspezifische Teilung der Arbeit war wichtig: Die Frau zuhause reproduziert, verwaltet und verabreicht Pflege und Fürsorge; der Mann in der Fabrik produziert und schafft Mehrwert. Das Ganze bildete eine Disziplinargesellschaft mit geschlossenen Räumen, in denen alle ihren Platz hatten: vorherbestimmte Dinge zu vorherbestimmten Zeiten an vorherbestimmten Orten.
Ein neuer Kompromiss zwischen Arbeit und Kapital auf der Basis der Teilung der Investitionsgewinne wurde möglich. Mit anderen Worten: Es war möglich, beides zu steigern, Löhne und Profite, indem die Produktivitätssteigerung zwischen Löhnen und Profiten aufgeteilt wurde. Der Preis der Arbeit hing nicht vom Niveau der Arbeitslosigkeit (also vom Arbeitsmarkt) ab, sondern von der Dynamik der Produktivitätsentwicklung: Wenn die Produktivität anstieg, dann musste die Kaufkraft der Arbeiterschaft ebenfalls ansteigen, damit eine Nachfrage entstand, die der Produktivitätssteigerung entsprach. Die Rolle des Staates bestand darin, diesen Kreislauf von steigender Produktion und Konsumption zu sichern, nicht nur, indem er als Schlichter bei der Aushandlung kollektiver Vereinbarungen auftrat, sondern auch, indem er in Infrastuktur und indirekte soziale Transfereinkommen (Ausbildung, Wohnungsbau, Gesundheitsversorgung) investierte. Als Ergebnis dieses Kompromisses entstanden vergleichsweise stabile Mechanismen sozialer und ökonomischer Kontrolle, die das Verhalten der wichtigsten wirtschaftlichen Interessengruppen bestimmten.
Die Krise von Fordismus und Taylorismus
Dieses ökonomische Wachstumsmodell ist seit den 1970ern in der Krise. Ein Grund dafür war die Stagnation der Produktivitätssteigerung. Hinzu kamen die Unzufriedenheit der jüngeren Generationen mit der Fabrikdisziplin, das Verlangen und die Möglichkeit zu studieren (die Schaffung einer Massen-Intellektualität) und um sich greifende soziale Konflikte, die es immer schwieriger machten, die notwendige Arbeitskraft verfügbar zu halten. Dieses subjektive Element, das Bedürfnis der Menschen, den Fabriken und ihrer Disziplin zu entkommen, spielte eine entscheidende Rolle bei der Transformation des Kapitals. In gewisser Weise hat das mit der Idee der Fabrik aufgeräumt, bevor die Fabrikgebäude zerfielen und die Industriestädte neu aufgeteilt wurden, während die Gesellschaft zunehmend finanzmarktgesteuert und die Produktion enträumlicht wurde. Neoliberale „Deregulierung” ist also zum Teil auch Ergebnis von Arbeitskämpfen, die die Gewerkschaften nicht innerhalb des fordistischen Regimes kontrollieren konnten.
Ein weiterer wichtiger Faktor der Krise war der Anstieg der Rohstoffpreise, speziell im Fall der Ölkrise, und die zunehmende Instabilität der Finanzmärkte, verursacht durch einen Dollar, der nicht länger an den Goldstandard gebunden war. Hinzu kamen Anzeichen einer abnehmenden Nachfrage nach dauerhaften Gütern. Die Produktion war kaum ausdifferenziert und zu standardisiert. Der Rückgang der internationalen Nachfrage aufgrund der Unsicherheit der internationalen Beziehungen („der Kalte Krieg” und die Teilung der Welt in zwei Lager) kam hinzu und verstärkte die Krise.
Kapitalistische Staaten begannen eine ganze Reihe von Strategien zu etablieren, um diejenigen Aspekte der Krise anzugehen, die auf Ebene der Arbeitsorganisation liegen. Diese Strategien wirkten sich direkt auf den fordistischen Kompromiss und die Funktionsfähigkeit des Regulationssystems aus, ausserdem auf die Rolle des Staates (z. B. bei der Schaffung von Geld) – alles Angelegenheiten, auf die sich die Linke weigerte zu reagieren.
Zunächst ist die Herausforderung der Macht der Gewerkschaftsbewegung zu erwähnen. Wenn die Konsumfähigkeit der Arbeiter und deren steigende Einkommen keine positiven Effekte mehr auf die Kapitalakkumulation hatten, dann verloren die Gewerkschaften als Tarifpartner ihre vormals bedeutende Funktion als Garanten und Kontrolleure einer kontinuierlichen Lohnentwicklung und der Bereitstellung der Arbeitskraft.
Die „Auslagerung” von Wirtschaftsbereichen, die nichts mit dem eigentlichen Produktionsprozess zu tun haben (Putzdienste, Instandhaltung, Werbung, Qualitätskontrolle, Forschung und Entwicklung, Logistik), begann. Hinzu kam, dass mit der Flexibilisierung der Produktion die Möglichkeiten der Produktdiversifizierung verbessert werden konnten; neue Versionen desselben Produkts ließen sich herstellen (Zeitalter des „Individualismus”). Es gab Versuche, Flexibilisierung und Automation zu kombinieren, um einen Produktionsanstieg zu garantieren. Hinzu kam die Ersetzung mechanischer, unflexibler, standardisierter und repetitiver Arbeit durch flexible Informationstechniken, die in die Produktion Einzug fanden (die Transformation von der Mechanik zur Informationstechnik, die in den 1980er und 1990ern stattfand, dem goldenen Zeitalter der Halbleitertechnologie). Dank der neuen Informationstechniken wurden die Unternehmen technisch flexibler. Ihre Abhängigkeit von speziellen, mechanischen Technologien nahm ab. Gleichzeitig waren sie zu flexibler Produktion in der Lage und gewannen bessere Kontrolle über die Nachfrage. Große Konzerne begannen sich zu verkleinern und auf ihre „Kern-Kompetenzen” zu konzentrieren. Neue Investitionen bedeuten gegenwärtig nicht mehr zusätzliche Jobs, sondern verknappen diese eher. Neue Beziehungen zwischen großen und kleinen Unternehmen nehmen Form an. Flexible Arbeit wird ausgeweitet, neue Typen von Arbeitsverträgen breiten sich aus.
Es lassen sich unterschiedliche Formen der Arbeitsflexibilisierung finden. Zunächst wird flexibilisiert, indem althergebrachte Arbeitsmethoden abgeschafft und neue Organisationsformen eingeführt werden. Unternehmen tendieren dazu, sowohl Teile ihrer Aktivitäten auszulagern, als auch intern neue Arbeitsformen zu etablieren, wie z. B. Projekt- und Teamarbeit, bei der die persönliche Verantwortung des Arbeiters und seine Verbundenheit mit der Arbeit eine wichtigere Rolle spielen. Zweitens werden sogenannte „atypische” Arbeitsverhältnisse geschaffen, wie etwa Teilzeit, Befristung, Lehrverhältnisse und Probezeiten. Die Probezeit-Praxis gilt mittlerweile in fast allen Beschäftigungsgruppen, und während der Probezeit bietet der Vertrag dem Beschäftigten keinen Schutz. Eine Menge neuer Typen von Arbeitsverträgen ist entstanden und füllt den Raum zwischen unbefristeten und befristeten Arbeitsverhältnissen. Drittens ist eine steigende Anzahl formal unabhängiger Arbeiter zu verzeichnen, die ökonomisch von ihrer Firma abhängig sind. Diese neuen „Unternehmer”, die ihr Unternehmen für ein oder zwei Jahre betreiben, bilden eine Forschungslücke, was Arbeitsbedingungen angeht und fehlen in den Statistiken, weil sie weder in einem unbefristeten noch in einem befristeten Vertragsverhältnis stehen. De-facto handelt es sich bei ihnen oft um Subunternehmer einer einzigen Firma.
Wenn die Arbeitsvertragsverhältnisse variieren, dann auch die Arbeitszeiten. Heute herrscht Nonstop-Produktion – auch in kleineren Firmen. Die Menge der Überstunden ist größer geworden. Der/die Arbeiter/in erfährt oft die tatsächliche Vermischung seiner/ihrer Arbeitszeit mit seinem/ ihrem restlichen Leben, seit es gilt, durchgehend erreichbar zu sein und immer „nur noch eine Angelegenheit erledigen” zu können. Indirekte („work-commitment time”) und offizielle Arbeitszeit steigen, obwohl es so scheint, als ob die im Büro verbrachte Zeit weniger wird. In anderen Worten: Arbeitszeit und Produktionszeit unterscheiden sich voneinander, wobei die Produktionszeit die Arbeitszeit, die die Basis der Lohnberechnung bildet, bedeutend übersteigt.
Lohnsysteme werden flexibler, mit Löhnen, die „individuell” und nicht entsprechend der erledigten Aufgaben bestimmt werden. Zur gleichen Zeit verschwinden selbstverständliche, verankerte Maßnahmen und Leistungen aus der Lohnentwicklung (Lohnsteigerungen, Alterszuschläge etc.) und die Löhne fangen an zu variieren. Auch lösen sich die Löhne von der allgemeinen Entwicklung der Produktivität und werden zunehmend an den Gewinninteressen der Firmen ausgerichtet. Ebenso ist eine Rückkehr zu vor-fordistischen Verhältnissen festzustellen, wenn Löhne ihren Status als unabhängige Variable verlieren und stattdessen abhängig vom Arbeitslosigkeitsniveau auf dem Arbeitsmarkt (teilweise wegen der Veränderung der Arbeit selbst) bestimmt werden. Die Flexibilisierung der Arbeit stärkt auch die Rolle individueller Abmachungen auf Kosten kollektiver Vereinbarungen.
Die Flexibilisierung bringt eine Menge allgemeiner und teilweise widersprüchlicher Effekte mit sich. So verschwinden z. B. die Bande zwischen Produktionszuwachs und Beschäftigung und zwischen Produktivitätszuwachs und Arbeitseinkommen. Seit den späten 1970ern wissen Arbeiter, dass neue Investitionen die Beschäftigung nicht steigern. Die Bedeutung bestimmter internationaler Faktoren nimmt zu, während die Wirtschaft globaler wird und gleichzeitig die Bedeutung der Nationalstaaten abnimmt. In der Folge versagen keynesianische und wohlfahrtsstaatliche Politikansätze und gleichzeitig werden die unterschiedlichen lokalen Ansätze wichtiger. Ganz allgemein wird die Einkommensverteilung undurchsichtiger. Während Arbeit immer schwerer vergleichbar wird, können neue Formen der Diskriminierung auf der Basis von Geschlecht/ Gender und „Rasse” um sich greifen. Diese Konflikte haben nicht länger direkt mit „Rasse” zu tun, als vielmehr damit, „wer du bist”, d. h. mit Persönlichkeit und Lebenschanchen in einem allgemeineren Sinne.
„Selbstständige (unabhängige) Arbeit der zweiten Generation”
Mit Sergio Bologna und Andrea Fumagalli nennen wir die neuen Arbeitsformen „selbstständige (unabhängige) Arbeit der zweiten Generation” und die Arbeiter „Wissensarbeiter”, denn in ihrer Arbeit bilden die allgemeinen gesellschaftlichen Wissenspotentiale, Interaktion und Netzwerke die Grundlage für die Subjektivität oder „Kultur” der Arbeiterschaft. Diese selbstständige Arbeit der zweiten Generation – im Gegensatz zum traditionellen Handwerker- und Kleinunternehmertum – kommt auf, wenn sich die Fabrik zum Unternehmen wandelt, wenn sich also die Fabrik als Produktionsstätte loslöst von der Begrenzung auf einen bestimmten Raum und eine bestimmte Zeit als Resultat neuer Automatisierung und Reduzierung des Arbeitsaufkommens. Die Fabrik war an einen Ort gebunden, und Arbeit und Produktion fanden in einem bestimmten Raum zu einer bestimmten Zeit statt. Die Firma ihrerseits zielt auf ihre eigene Transformation zu einer Umgebung der Produktion und des ökonomischen Werts ab, die sich den gesamten Entwicklungsstand der Gesellschaft und die ganze Lebenszeit der Menschen – der Unternehmer – zu Nutze macht. Während die unmittelbare Produktion ihre Bedeutung verliert, Arbeit an Dienstleister ausgelagert wird und es schwieriger geworden ist, die Nachfrage vorherzubestimmen, wird die Fabrik und ihre typische Nachfrage nach Arbeit durch eine neue Art Arbeitsmarkt ersetzt, der die unterschiedlichen Typen von „Firma-an-Firma-Dienstleistungen” mit der Nachfrage der Fabrik nach Arbeit zusammenbringt. Fabriken sind verschwunden und werden ersetzt durch Unternehmen, die sich in der Region und in der Gesellschaft verteilen, miteinander verbunden sind und untereinander im Austausch stehen. Diese – oft Einoder Zwei-Mann-Firmen – bieten anderen Firmen Dienstleistungen an. „Die Unternehmer” oder besser Arbeiter haben lange Arbeitstage, die Kunden beuten sie ohne Einschränkungen aus, sie genießen keine Arbeitslosenversicherung, sie haben überhaupt keine politische Vertretung und müssen sich selbst als erfolgreiche kleine Kapitalisten darstellen. Was sie tatsächlich arbeiten, unterscheidet sich nicht notwendigerweise von dem, was sie für gewöhnlich z. B. in der Fabrik getan haben, aber jetzt haben sie als „Unternehmer” eine ganz andere formale Position im Verhältnis zu ihrem Arbeitgeber.
Die neuen Wissensarbeiter, die selbstständigen Arbeiter der zweiten Generation, stellen keine zufällige und außergewöhnliche Kategorie in der Arbeitswelt dar; Gesichtspunkte unabhängiger Arbeit und Arbeit im Auftrag anderer mischen sich in ihrer Tätigkeit. Weniger als Ausnahme denn als der Idealtyp von Arbeit muss ihre Arbeit heute angesehen werden, die sich, was ihren tatsächlichen Status angeht, meist einem anderen unterordnet, sich aber mit der Maske der Unabhängigkeit verkleidet.
In der selbstständigen Arbeit der zweiten Generation greift „Intellektualität” um sich, wobei der Anstieg an Intellektualität nicht bedeutet, dass die Arbeit bessere Qualifikation oder spezielle Kenntnisse voraussetzt. Der Unterschied zwischen qualifizierter und einflussreicher Arbeit einerseits und unqualifizierter und schwach positionierter Arbeit mit wechselnden Aufgaben andererseits verschwimmt zunehmend. Im Ergebnis bewegen wir uns von einem in qualifizierte und unqualifizierte Arbeit geteilten Arbeitsmarkt auf einen Markt prekarisierter Arbeit zu, der auf alle Kategorien der Arbeitskraft wirkt und auch die Vertragsverhältnisse verändern wird. Der selbstständige Arbeiter der zweiten Generation kann gut ausgebildet und gleichzeitig prekarisiert sein. In seiner Arbeit geht es oft um ganz allgemein menschenbezogene Wissensbestände und Kenntnisse. Intellektualität und die Rolle von Kommunikation sind sichtbarer als früher und die Arbeit besteht häufig aus Informationsverarbeitung (z. B. in Dienstleistungs-Ketten). „Informationssysteme” spielen eine Schlüsselrolle bei der Arbeit, d. h. in den Netzen des Informationsflusses, in denen der Arbeiter sowohl während der Arbeit als auch ausserhalb derselben eingebunden ist. Daher kommt dem Verhältnis zwischen der Information (der Fähigkeit, Informationen auszuwählen und über ihre Verwendung zu entscheiden), die der Arbeiter selbstständig kontrollieren kann, und der „entfremdeten” Information, die nur Reaktion erfordert und nicht selbstständig kontrolliert wird, eine wichtige Rolle zu. Zentral für den Kampf aus der Sicht des Arbeiters ist die Frage nach ihren/seinen Rechten, über die Aktivitäten der gesamten Firma bescheid zu wissen, da das Maß an Informiertheit ihre/seine Selbstständigkeit erhöht und die Urteilsfähigkeit stärkt. Gleichzeitig sollte dies einen beachtenswerten Vorteil für die Firma darstellen, da der Arbeiter so ja in die Lage versetzt ist, das Firmenrisiko mit abzuschätzen und zu teilen.
Gerade seitens der Linken wäre es ein Fehler, selbstständige Arbeit der zweiten Generation nur als eine negative Folge von Auslagerung und Unternehmenswandel anzusehen. Auch wenn die Schaffung dieser Art von Arbeit vom Bedürfnis der großen Konzerne vorangetrieben wird, ihre positiven externen Effekte auszunutzen (das gesteigerte Verantwortungsgefühl des Arbeiters für den Produktionsprozess, seine erweiterte Fähigkeit zur Beteiligung am Unternehmensrisiko und sein höheres Arbeitsengagement), ist andererseits das starke Bedürfnis der Arbeiter nach Selbstständigkeit und Kontrollgewinn über ihr eigenes Leben anzuerkennen – danach, ihre eigene Persönlichkeit und ihren Lebensstil selbst zu formen. Der Traum „sich selbst zu gehören” und „ein besseres Leben zu haben, als wir es hatten”, der Traum, für den die älteren Generationen gespart und ihre Kinder in die Schule geschickt haben, entspricht dem Traum der Generationen einer neuen Arbeiterklasse. Mit anderen Worten, die selbstständigen Arbeiter der zweiten Generation, d. h. die Wissensarbeiter, sehnen sich nicht notwendigerweise zurück nach einem verlorenen Lohnarbeitsparadies. Für sie bilden die gesteigerte Selbstständigkeit, die Möglichkeit unabhängigen Handelns und ihr eigenes Wissen den Kern ihrer professionellen Fähigkeiten und gleichzeitig die Mittel zum Erwerb ihres Lebensunterhalts. Um mit einem Arbeitsvertrag Geld zu verdienen, muss man tun, was einem der Arbeitgeber sagt; gleichzeitig besteht der vorherrschende Trend in der Ausbildung darin, diese an die je aktuellen Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anzupassen.
Wenn die Pflege und Entwicklung der eigenen Fähigkeiten zu Ausbildungsschritten führt, die nicht direkt den Anforderungen des gegenwärtigen Jobs dienen, wenn sie zur Pflege von Netzwerken führt, die sich nicht auf die für den laufenden Job wichtigen Netze reduzieren lassen, wenn die eigene Weiterbildung zur Kooperation mit Personal etwa einer Konkurrenzfirma führt, dann sollte man auf all das ein Recht haben. Professionelle Fähigkeiten sollten immer umfassender sein, als es die Durchführung des jeweiligen Jobs verlangt. Jede Aufgabe bringt die Möglichkeit mit sich, die Dinge anders anzupacken als das immer schon der Fall war. Andernfalls wäre Arbeit lediglich ein mechanisierter Vorgang und der Akteur selbst gäbe nichts von sich selbst in den Arbeitsprozess. Mit anderen Worten: Dem Arbeiter müssen mehr Informationen zur Verfügung stehen, als zur Erledigung einer einfachen Anweisung notwendig sind. Die Informationen des Arbeiters werden im Produktionsprozess zunehmend wichtiger. Die neue post-fordistische Arbeitsweise verlangt Kenntnisse und Informationen, die nicht von vorn herein vorliegen und die auch nicht bereits in der Maschinerie angelegt sind; sie verlangt Informationen, die immer wieder beschafft und ständig aktualisiert werden müssen. Wir sollten dazu in der Lage sein, auf diesen Wunsch mit konkreten politischen Initiativen zu reagieren.
Der Arbeitgeber nimmt immer weniger Einfluss auf den tatsächlichen Inhalt der Arbeit und die Kenntnisse und Informationen, die dafür nötig sind. Genauso wenig kontrolliert er aktiv die Arbeitsschritte (wer in Projekten und Teams arbeitet, wird vom „Projektmanager” kontrolliert und erhält von diesem auch seine Anordnungen wie auch von anderen Kollegen, die nicht mit dem ausdrücklichen Recht zur Kontrolle ausgestattet sind, eine Tatsache, die Kontrolle horizontal und sozial werden lässt). Arbeit und Arbeitsproduktivität sind eher zur unabhängigen Fähigkeit geworden, Daten und „materielle” Ressourcen, Werkzeuge, Beziehungen zu anderen Beschäftigten und Informationen und Fähigkeiten zu kombinieren, die sich am jeweiligen Ziel orientieren. Der Arbeiter soll eine Art Kapitalist sein, der die gesamte soziale Organisation der Produktion aufbaut, ebenso wie die dafür notwendige Maschinerie, beides kontrolliert und sich dabei selbst verwaltet, so dass er zu einem effizienten Produzenten wird. Eine neue Subjektivität entsteht Der kommunikative Aspekt der Arbeit, die Fähigkeit zur Teamarbeit, andere mit einzubeziehen, die Fähigkeit, Informationen zu verteilen usw. als Basis produktiver Kooperation, verändert die interne Gestaltung des Unternehmens radikal. Unternehmens- und Kapitaltheorien beruhen meist auf der Vorstellung, dass Unternehmen drei Produktionsbestandteile und die je entsprechenden sozialen Akteure benötigen: Kapital, d. h. der Investor, der anfänglich in die Firma investiert, Management oder Arbeits- und Produktionsorganisation und Produktion und die lebendige Arbeitskraft. Das Unternehmen stellt also eine soziale Organisation dar, ein Kooperationssystem, dessen Auszeichnung nicht nur darin besteht, dass es Güter auf den Markt bringt, sondern darin, wie erfolgreich es bei der Mehrwertproduktion durch Kooperation und insbesondere Arbeitsorganisation ist. Genau besehen produziert es Mehrwert, indem es den Einsatz der Arbeit effizienter gestaltet, etwa durch Kalkulation dessen, was die Reproduktion der Arbeitskraft kostet. Das Umfeld verändert sich, wenn es der Arbeiter darauf anlegt, sich als den Organisator der Produktionsmittel zu definieren und wenn die Aufgabe des Kapitalisten nicht die soziale Organisation der Produktionsmittel ist (die Organisation von Zeit, Raum und Aufgaben), da diese Aufgabe auf den Arbeiter und seine Fähigkeit übergegangen ist, sich selbst und seine Kollegen bei der Arbeit einzusetzen. Die Vervielfältigung von Unternehmens- und Individualitätsformen ebenso wie Theorien über humanes und soziales Kapital beruhen auf der Tatsache, dass Arbeit und Kapital miteinander identifiziert werden. Während der Unterschied zwischen Arbeit und Kapital verwischt wird, wird Kapital spezifisch als eine Person konzipiert, als deren Eigenarten, und die Person als eine Art menschlicher Maschine, die Kapital produziert; als eine Maschine, die Sachkenntnis und Fähigkeiten organisiert, wie es zuvor die Fabrik und ihre Maschinerie getan haben. Gleichzeitig verändern sich auch die Zielsetzungen von Ausbildung, denn statt bestimmter Fachkenntnisse gilt es heute, „Aufnahmefähigkeit zu steigern” („increase aptitude”) und Potentiale zu fördern. Es gibt keine andere Methode, um Aufnahme- oder Lernfähigkeit abzuschätzen, als durch die Bewertung der Gesamtpersönlichkeit, die Einschätzung, ob sie bereit ist, sich der Ausführung der anstehenden Aufgaben unterzuordnen, oder ob sie einen Risikofall darstellt, der versuchen könnte, eigene Zielvorstellungen einzubringen, oder dessen Ziele andere sind als die mit seiner Arbeitsleistung verbundenen. Die Debatte um Frauen auf dem Arbeitsmarkt verrät uns darüber etwas: Frauen sind weniger auf ihre Arbeit orientiert als Männer, da sie nebenbei an ihre Familie und ihre Kinder denken; aus diesem Grund akzeptieren sie schlechtere Arbeitsbedingungen und zu guter Letzt schwächt das Hinzukommen der Frauen auf dem Arbeitsmarkt das traditionelle Ein-Person-Brötchenverdiener-Modell und bringt Prekarisierung an den Arbeitsplatz.
Marx folgend könnten wir auf den Kollaps des Wertgesetzes zu sprechen kommen. In den Grundrissen, im Abschnitt „Fixes Kapital und Entwicklung der Produktivkräfte der Gesellschaft“, führt Marx die Idee aus, dass alles darauf hinausläuft, dass abstrakte Kenntnisse, vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse, aber nicht nur, zur wichtigsten Produktivkraft werden. Ein Grund darüber hinaus für diesen Wandel ist die Selbstständigkeit von Wissen, seine Unabhängigkeit von der Güterproduktion.
Abstraktes Wissen ersetzt die zergliederte und von Wiederholung geprägte Arbeit, d. h. die Industriearbeit in ihrer traditionellen Form. Im Ergebnis erscheinen die unmittelbare Arbeit, die von den Menschen verrichtet wird – und nicht nur die Arbeit, sondern ganz einfach die „Entwicklung des gesellschaftlichen Individuums” (MEW 42, 601) und die Tatsache, dass Menschen „als Gesellschaftskörper” (ebda.) existieren, „als der große Grundpfeiler der Produktion und des Reichtums“ (ebda.). Marx geht es vor allem um verdinglichtes Wissen, das zu fixem Kapital wird und sich zu automatischen Maschinensystemen verdichtet. Sie stellen „vergegenständlichte Wissenskraft” (MEW 42, 602) dar. In diesem Zusammenhang spricht er von „general intellect” – Verstehen und Erkennen im allgemeinen: „Die Entwicklung des capital fixe zeigt an, bis zu welchem Grade das allgemeine gesellschaftliche Wissen, knowledge (FN 17: Kenntnisse), zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist und daher die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die Kontrolle des general intellect (FN 18: allgemeinen Verstandes) gekommen und ihm gemäß umgeschaffen sind. Bis zu welchem Grade die gesellschaftlichen Produktivkräfte produziert sind, nicht nur in der Form des Wissens, sondern als unmittelbare Organe der gesellschaftlichen Praxis; des realen Lebensprozesses.” (ebda.; kursiv i. O.) Marx’ Begriff des „general intellect” (englisch i.O.) verweist auf die Totalität von Wissen, welches das neue Zentrum der gesellschaftlichen Produktion formt und vor-organisiert. Wissen ist nicht nur unmittelbar in den Produktionsprozess eingetreten, sondern auch in den gesamten Lebensprozess. Dennoch verweist general intellect vor allem auf die allgemeinen Fähigkeiten des Denkens und der Interaktion, auf intellektuelle Fähigkeiten, die das eigentliche Zentrum des Wissens-Fähigkeits-Kapitalismus ausmachen und aus dessen Kämpfen ein neues „Putilov-Werk”1 mit dem neuen Kapitalismus und seinen neuen Arbeitern entsteht, Arbeitern, die dazu in der Lage sind, das Kapital herauszufordern. Die Maschinen in dieser Anlage sind solche, mit denen die Menschen wissen, fühlen und kommunizieren und diejenigen, die sie bedienen, sind wissende, fühlende und kommunizierende menschliche Wesen.
Die hervorragende Rolle allgemeinen gesellschaftlichen Wissens in der Produktion bedeutet, dass der „Diebstahl an fremder Arbeitszeit, worauf der jetzige Reichtum beruht, [… als] miserable Grundlage gegen diese neuentwickelte, durch die große Industrie selbst geschaffne” erscheint. (MEW 42, 601; kursiv i. O.) Mit anderen Worten, Arbeit in ihrer „unmittelbaren Form” hört auf die Quelle von Reichtum und „der Tauschwert [das Maß] des Gebrauchswerts” (ebda.) zu sein. Gleichzeitig verschwinden die Grenzen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit, zwischen Tun und Denken. Jetzt ist es „nicht mehr der Arbeiter, der modifizierten Naturgegenstand als Mittelglied zwischen das Objekt und sich einschiebt; sondern den Naturprozeß, den er in einen industriellen umwandelt, schiebt er als Mittel zwischen sich und die unorganische Natur, deren er sich bemeistert.” (ebda.) Die gegenwärtige Entwicklung verändert die Art und Weise, in der Arbeit zu denken ist, tiefgreifend. Nun gilt es zu fragen: In welchem Verhältnis stehen Führung, Management und Supervision zur traditionellen Industriearbeit, bei der die Arbeit an Zeit, Ort und feste Aufgaben gebunden war? Heute ersetzen Selbstorganisation und selbstauferlegter Zwang zur Arbeit die Fabrikorganisation und das Fabrikmanagement. Statt eines Kampfes gegen die Überwachung von außen fühlt der Arbeiter den Widerspruch als einen Kampf mit sich selbst um seine eigenen Fähigkeiten und seine Zeit. Mit anderen Worten, die Verhältnisse zwischen Unabhängigkeit oder Selbstständigkeit und Unterwerfung werden neu geordnet, und das wiederum definiert die politische Subjektivität des „Informationsarbeiters” – des selbstständigen Arbeiters der zweiten Generation – auf mehrfache Weise anders als die Subjektivität des „Massenarbeiters”.
Schlussfolgerungen
Es lassen sich einige Merkmale der selbstständigen Arbeit der zweiten Generation im Verhältnis zu Zeit und Raum kurz aufzählen, Merkmale, die linke Politik unseres Erachtens beeinflusst oder beeinflussen sollte. Zuerst fällt uns der Wandel des Arbeits- oder Produktionsraums auf. Als Beispiele dafür lassen sich anführen: die Notwendigkeit der Vorwegnahme von Nachfrageveränderungen, der Aufbau von Dienstleistungsketten, die Auslagerung bestimmter Tätigkeiten, die umfassende Reduktion des Produktionsprozesses, die Möglichkeit, den linearen Zeitablauf des Fließbandes mit Hilfe der neuen Technologien aufzubrechen und die Gelegenheit, die verschiedenen Arbeitsschritte gleichzeitig oder zufällig durchzuführen. Die Fabrik ist auseinandergebrochen und bildet ein Netzwerk, in dem ihre unterschiedlichen horizontalen und vertikalen Bestandteile organisiert werden. Auslagerung und Restrukturierung z. B. stellen Möglichkeiten dar, Reinigungs- oder Kommunaldienstleistungen zu von spezifischem Raum unabhängigen Tätigkeiten zu machen. Ebenso ist innerhalb von Unternehmen ein Trend zur Umwandlung von Arbeitsgemeinschaften zu verzeichnen, was deren Räumlichkeit und Organisation in Projekten und Teamarbeit angeht. Im Ergebnis all dieser Veränderungen ist es schließlich schwierig zu sagen, wo ein bestimmtes Produkt hergestellt wird, wo die Arbeit tatsächlich stattfindet. Die Entgrenzung der Produktion, der Bruch innerhalb ihrer räumlichen Struktur, der in dieser Entörtlichung der Produktion zum Ausdruck kommt, hat dem Nationalstaat einen Großteil seiner Einflussmöglichkeiten auf die Einkommensverteilung und seiner Regulierungsfähigkeit im Verhältnis zwischen Produktion und Konsumption genommen.
Darüberhinaus hat die räumliche Entgrenzung die Teilung zwischen Arbeitsplatz und Zuhause, die in der Industriegesellschaft eine wichtige Rolle spielte, erodieren lassen. Das neue Verhältnis zwischen Leben und Arbeit ist anhand des Verhältnisses zwischen Arbeitsplatz und Zuhause zu beobachten, wo sich Arbeit und Hausarbeit zunehmend angleichen, was ihre Organisation in unterschiedlichen und widersprüchlichen Einzelbestandteilen angeht und die Organisation von Arbeitszeit innerhalb von Lebenszeit. Gleichzeitig wurde die Grenze zwischen produktiver und reproduktiver Arbeit zum Streitfall.
Die Organisation von Arbeitszeit und die Regulation des Arbeitstages waren eine zentrale Angelegenheit im industriellen Kapitalismus. Kollektive Vertragsverhandlungen beschäftigten sich mit den Kompensationen für die mit Lohnarbeit verbrachte Zeit. Heute durchdringt Arbeitszeit alle Poren des Lebens, und Lebenszeit vermischt sich mit Arbeitszeit in der Ausbildung, in der Selbstständigkeit. Die Vernebelung der Grenzen betrifft auch die Arbeit selbst: Arbeitsaufgaben werden unbestimmt und die Menschen haben sich von Arbeitsverrichtung im engeren Sinne wegbewegt hin zur Abwicklung von Projekten, Versorgung von Dienstleistungsketten, Bearbeitung unterschiedlicher Typen von Informationen und Kontrolle von Umgebungen; die Arbeit wird in Teams und Projekten erledigt und die Aufgaben innerhalb dieser können von Job zu Job variieren. Ein weiteres Element des Wandels oder der Entgrenzung kann dem ständigen Wechsel von Arbeitsaufgaben, Arbeitsplätzen und Arbeitszeiten zugeschrieben werden: der Arbeiter, dessen Subjektivität variiert oder mehrdeutig wird. Es ist schwer zu sagen, wer der tatsächliche Akteur ist, wenn die Produktion in ständig wechselnder Zusammensetzung von Raum, Zeit, Tätigkeit und Subjekten (Menschen) über die ganze Gesellschaft verstreut stattfindet.
Diese Wandlungen verändern die Arbeitsmärkte und die Korridore, auf denen sich die Politik bewegt, ebenso wie deren Ziele.
Aus dem Englischen von Markus Euskirchen
Literatur
Aglietta, Michel: A Theory of Capitalist Regulation: The US Experience. New Left Books, London 1979.
Bologna, Sergio & Fumagalli, Andrea: Il lavoro autonomo di seconda generazione. Scenari del postfordismo in Italia. Feltrinelli, Milan 1997.
Boyer, Robert: The Future of Economic Growth. As New Becomes Old. Edward Elgar Publishing 2004.0
Foucault, Michel: Security, Territory, Population. Lectures at the Collège de France 1977–1978, Palgrave Macmillan 2007.
Marx, Karl: Grundrisse. Foundations of the Critique of Political Economy (Rough Draft), Penguin Bokks, Harmondsworth 1973.
Marx, Karl: Theories of Surplus-Value, Part I, Progress Publishers, Moscow 1963.