In den letzten Jahren konnten wir außerordentliche Entwicklungen beobachten: Unter dem Hashtag #metoo haben Frauen ihre Erfahrungen systematischer Frauenfeindlichkeit öffentlich gemacht. Das Institut 8. März hat – unterstützt von transform! europe – #metoo-Berichte gesammelt, die das Ausmaß der sexuellen Gewalt – auch – in Slowenien zeigen.
diese Enthüllungen frauenfeindlicher Gewalttaten gerade jetzt ans Licht gekommen sind: Welche Faktoren sind zusammengekommen, damit einer jener seltenen Momente entstehen konnte, in denen patriarchale Gesellschaftsstrukturen – die normalerweise verdeckt und normalisiert sind und deren Öffentlichmachung verpönt ist – plötzlich und derart energisch enthüllt wurden. Einige meinen, diese Prozesse seien mit denen der 1960er-Jahre vergleichbar, als Frauen in der westlichen Welt mehr Freiheit und persönliche Unabhängigkeit einforderten, auch in Sachen Sexualität. Damals setzten sie reproduktive Rechte durch, beispielsweise eine allgemein zugängliche und freie Verhütung und das Recht, über den eigenen Körper entscheiden zu dürfen.
#metoo. Sexual Harassment through the Prism of Neoliberalism.
Die eBroschüre ist in "Dokumente" auf der rechten Seite/unten (mobile Version) zum Download verfügbar (Englisch, PDF).
Der #metoo-Bewegung gelang es aufzuzeigen, was einzelne Personen in einer Machtposition niemals hätte erreichen können: die Struktur und Funktionsweise des Patriarchats mitsamt aller Ungleichheiten und Antagonismen, die es ermöglicht, hervorbringt und normalisiert.
Nein zu jeder Form des Patriachats: Die Ära des globalen, neoliberalen „freien Marktes“, der als einziger Weg und authentische Natur der menschlichen Welt proklamiert wird, zeigt die klare Tendenz, genau solche unreifen und gewalttätigen Vertreter der „Männlichkeit“ in Führungspositionen zu bringen. Jeder Mensch, unabhängig von seinem Geschlecht, ist Opfer dieser Art des modernen Patriarchats. Wie viele emotional und sexuell ausgereifte Erwachsene leiden unter der Tyrannei eines solchen launischen ,Chefs', politischen Verantwortungsträgers oder religiösen Anführers?
Auch Frauen in Slowenien haben ohne jeden Zweifel das komplette Spektrum an Erfahrungen machen müssen, auf das die Frauen in der angelsächsischen Welt reagierten, als sie ihre Stimme erhoben. Die Frage ist, wie Frauen in Slowenien erlebte Gewalt verinnerlichen und normalisieren, nur weil sie Frauen sind. Wir können mit Sicherheit sagen, dass die Erfahrung der sexuellen Belästigung universell ist und praktisch alle Frauen unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Status, ihrem Alter, der Art ihrer Beschäftigung, ihren politischen Ansichten und ihrem Glauben und unabhängig davon, ob sie alleinstehend oder verheiratet sind, sie in irgendeiner Weise erlebt haben. Als die Gesellschaft für Gewaltfreie Kommunikation und SOS-Phone vor Kurzem die Teilnehmerinnen der Konsultation über Gewalt gegen Frauen öffentlich einluden, ihre #metoo-Schilder hochzuhalten, wenn sie schon einmal sexuelle Belästigung erlebt hatten, taten dies die meisten Teilnehmerinnen in der vollen Halle des Kongresszentrums.