Die aktuelle Situation in Polen hat zweifelsohne mit dem Einfluss der Katholischen Kirche auf das gesellschaftliche und politische Leben zu tun. Doch zeigen die erfolgreichen feministischen Kampagnen in Irland und Argentinien – wo die Kirche ebenfalls dominant war –, dass der Kampf auch in Polen gewonnen werden kann.
Die langen Demonstrationswochen, die im letzten Jahr begannen, haben deutlich gemacht, wie entschlossen Frauen in Polen für ihr Recht kämpfen, selbst über ihren Körper zu entscheiden. Und sie haben auch die Arroganz der herrschenden Elite gegenüber den Demonstrierenden sichtbar gemacht und offengelegt, wie die Regierung die "reformierten" staatlichen Institutionen des Landes für ihre eigenen autoritären Zwecke benutzt. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die Rechte von Frauen in Polen durch konservative Kräften massiv beschnitten werden. 1993 wurde der sogenannte Abtreibungskompromiss eingeführt, bei dem es sich in Wahrheit um ein striktes Anti-Abtreibungsgesetz handelte. Das Gesetz gestattete Schwangerschaftsabbrüche nur in wenigen Ausnahmefällen. Seither haben Frauen in Polen wiederholt die Liberalisierung der geltenden Vorschriften gefordert. Der "Abtreibungskompromiss" verhinderte jedoch jegliche Versuche einer Liberalisierung des Abtreibungsgesetzes selbst unter Mitte-Links-Regierungen. Nachdem im letzten Jahr mehrere rechtsextreme Politiker*innen (der Regierungspartei PiS und der ultrarechten Konföderation-Partei) behaupteten, die nach dem Gesetz zulässigen Ausnahmen für Schwangerschaftsabbrüche würden gegen die Verfassung verstoßen, erklärte Ende 2020 das der Regierung unterstehende Verfassungstribunal die Vorschriften tatsächlich für verfassungswidrig. In der Praxis hat das de facto zu einem kompletten Abtreibungsverbot geführt. Die heutige Situation steht zweifelsohne unter dem Einfluss der Katholischen Kirche und hat mit ihrer Stellung im gesellschaftlichen und politischen Leben in Polen zu tun. Doch zeigen die erfolgreichen Kämpfe der Frauen in Irland und Argentinien – wo die Kirche ebenfalls dominant war –, dass der Kampf für zugängliche, kostenlose und sichere Schwangerschaftsabbrüche auch in Polen gewonnen werden kann.
Donnerstag, 4. März 2021
18:00 – 20:00 CET (14:00 – 16:00 Argentinische Zeit, 17:00 – 19:00 WET)
via Zoom
Sprachen: Englisch, Spanisch, Polnisch
Moderation
Małgorzata Kulbaczewska-Figat, Journalistin, stellvertretende Chefredakteurin von strajk.eu, Polen
Referentinnen
Agata Czarnacka, politische Philosophin, Autorin und Aktivistin, Polen
Laura Salomé, Aktivistin der Nationalen Kampagne für das Recht auf legale, sichere und kostenlose Schwangerschaftsabbrüche, Argentinien
Ailbhe Smyth, Autorin und Aktivistin, führende Vertreterin der Kampagne Together for YES, Irland
Präsentation des Kurzfilms We've had enough!
Organisiert von: transform! europe und der polnischen Stiftung Naprzód
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