Im März trafen im Rahmen der ¡No Pasaran!-Konferenz über vierhundert Menschen im Zentrum Londons zusammen, um den Aufstieg der extremen Rechten zu diskutieren. Unser Ziel war es, einen gemeinsamen Kooperationsplan zu entwickeln, um die aktuellen Bedrohungen abzuwenden.
Die ¡No Pasaran!-Konferenz – nach dem spanischen antifaschistischen Schlachtruf der 1930er-Jahre „Sie kommen nicht durch!“ benannt – war eine Initiative von transform! UK, einem Journal der radikalen Linken in Großbritannien, die mit dem europäischen transform!-Netzwerk verbunden ist, für dessen Unterstützung wir sehr dankbar sind.
Es gibt keinen Zweifel, dass das Thema in unserer Bewegung sehr ernst genommen wird: Esther Lynch, Generalsekretärin des Europäischen Gewerkschaftsbundes nahm teil, neben Gewerkschafter_innen, Aktivist_innen und Politiker_innen aus ganz Europa, wie den Abgeordneten Danièle Obono, Verveine Angeli und Mina Idir (Frankreich), Gertru Vargas von der andalusischen Izquierda Unida, Cornelia Hildebrandt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Tamás Krausz aus Ungarn und Walter Baier von transform! europe, um nur einige der Teilnehmer_innen zu nennen. Unter den britischen Gästen waren Schatten-Innenministerin Diane Abbott, die Sprecherin der muslimischen Community Salma Yaqoob, Studierendenaktivistin Myriam Kane, der Rapper Lowkey sowie der prämierte Filmemacher Ken Loach. Dutzende Organisationen unterstützten das Event und ermöglichten die Abhaltung der 16 Workshops, sowie zweier großer Plenarsitzungen.
Die Brisanz des Themas sorgte im Rahmen der Konferenz für angeregte Diskussionen und einen gestärkten Handlungswillen. Die Teilnehmer_innen waren sich besonders einig, dass es nötig ist, möglichst geeint aufzutreten und auch grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten. Schließlich handelt es sich um ein internationales Thema, das daher auch nur international angegangen werden kann.
Dass migrant_innenfeindliche Rhetorik Raum bekomme und Islamophobie, Rassismus und Antisemitismus ungeahndet bleiben, fanden die Teilnehmer_innen untragbar. Man war sich einig, dass der Bekämpfung von Islamophobie in Großbritannien große Bedeutung zukomme, was sich auch im Konferenzprogramm widerspiegelte. Einige der Workshops konzentrierten sich auch auf die Probleme der Roma-Communitys, Frauenrechte, radikale alternative Perspektiven, die Mobilisierung der Gewerkschaften und auf den Brexit als Faktor im Aufstieg der extremen Rechten in Großbritannien.
Die Konferenz zielte darauf ab, Bewegungen zusammenzubringen und zu koordinieren, um auch grenzübergreifend gegen den Aufstieg der extremen Rechten zu kämpfen. Die Konferenz fand in Bloomsbury, im Herzen Londons, in der Nähe des British Museum statt. Mehr als 50 Teilnehmer_innen aus ganz Europa waren unter den Gästen: Wir begrüßten Redner_innen und Delegationen aus unterschiedlichen Ländern wie Frankreich, Irland, Deutschland, Spanien, Italien, Belgien, Ungarn, Polen, Estland, Norwegen und Brasilien. Eine große Gruppe kam von der neuen Studierendenbewegung Szabadegyetem aus Ungarn, die gemeinsam mit einer Delegation der Tancsics-Gruppe und einer Gruppe Aktivist_innen aus Polen gegen Orbáns „Sklavengesetz“ mobil macht.
Es war das Ziel der Veranstaltung eine wirklich europäische Konferenz zu organisieren, die die Stimmen der Aktivist_innen und Communitys in Europa zusammenführen solle, um einander kennenzulernen und zuzuhören. Bereits in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren gab es einige erfolgsgekrönte Versuche, britische Aktivist_innen für globalisierungskritische und pazifistische Demonstrationen in Europa zu gewinnen und Redner_innen aus ganz Europa (und der ganzen Welt) zu politischen Veranstaltungen einzuladen war keine Seltenheit. Diese Vernetzungspolitik sollte nun unbedingt weitergeführt werden und in Richtung einer tatsächlichen europaweiten koordinierten Aktion ausgeweitet werden: Gelebte Solidarität wird uns nicht nur dabei helfen, den Kampf gegen die extreme Rechte aufzunehmen, sondern ihn zu gewinnen.
Wir freuten uns über das äußerst positive Feedback einer der ungarischen Delegationen, das ich hier teilen möchte:
„Ich selbst, und ziemlich sicher auch die gesamte ungarische Delegation, möchten euch für den enormen organisatorischen Aufwand danken, der die ¡No pasaran!-Konferenz zweifellos bedeutet hat. Ihr habt das wirklich großartig gemacht.
Wie ich von meinen Genoss_innen gehört habe, erlebten die Ungarn, die selten die Gelegenheit haben, herausragenden Redner_innen wie Ken Loach, Salma Yaqoob, Lowkey und anderen (diese Auflistung soll keine hierarchische Reihung sein) zuzuhören, die Veranstaltung als sehr motivierend. Ich darf außerdem hinzufügen, dass im Rahmen des Events interessante Kontakte geknüpft und die ersten Schritte einer potenziell fruchtbaren Kooperation gesetzt wurden, deren Zukunft hoffentlich Großes bereithält. Seit dem Tag, an dem ich als EU Postgraduate Student aus meinem ersten Treffen des Marxistischen Studierendenverbands an der Universität Bristol kam, habe ich von einer solchen Veranstaltung geträumt, in der auch die ungarischen linken Aktivist_innen einen Platz haben, die in ihrer eigenen politischen Szene relativ isoliert sind. Nun wissen sie, dass sie wahrhaftig nicht allein sind. Einmal mehr gilt also: Ein großes Dankeschön für euren Einsatz!“
Nach der Konferenz gab es ein Kulturprogramm, das das viel bejubelte Theaterstück zum Thema Migration „Lampedusa: a story of two Europes“ vom prämierten Schriftsteller Anders Lustgarten umfasste, mit Louise Mai Newberry und Steven Elder als Darsteller_innen. Der Abend wurde abgerundet mit den großartigen Dodo Modern Poets, kurdischer Musik und einem Lied von Resho Zelal.
Am Folgetag konnten die Gäste an einer geführten Tour durch East London teilnehmen, um historische Orte des antifaschistischen Kampfes zu besichtigen. Auch kam es zu vielen informellen Diskussionen mit den europäischen Teilnehmer_innen und wir kamen überein, uns als ¡No Pasaran!-Netzwerk wieder zu treffen, den Kontakt aufrecht zu erhalten, einander bei Aktionen zu unterstützen und bei zukünftigen Treffen strategische Fragen zu diskutieren.
Bei Interesse kontaktiere bitte nopasaran@prruk.org.
Für weitere Informationen siehe die Website der Public Reading Rooms.