Rio+20 und die sozialen Bewegungen

Auf dem Hintergrund des Drucks, der ausgeübt wurde, um hinter Rio zurückzugehen („Rio – 20“)war zumindest die Bekräftigung von Rio 1992 ein positives Resultat. So konnte etwa verhindert werden, dass der Begriff der „gemeinsamen und gleichzeitig unterschiedlichen Verantwortung“ aus dem Schlussdokument entfernt wurde, wie es die USA und einige europäische Staaten erreichen wollten. Außerdem wurde das angebliche Allheilmittel einer „Green Economy“, durch den der Begriff der nachhaltigen Entwicklung ersetzt werden sollte, stark relativiert.
Betrachtet man jedoch den offiziellen Gipfel im Hinblick auf die durch die Entwicklung der letzten 20 Jahre notwendig gewordenen Klarstellungen und vor dem Hintergrund der Herausforderungen der Zukunft, so war er ein klarer Fehlschlag.
Die sich ergebende Schlussfolgerung lautet: Wenn die Regierungen nicht in der Lage sind, mehr Fortschritte zu erzielen, dann haben die Bewegungen eine gesteigerte Verantwortung bzw. einige Regionen können und werden schneller auf dem Weg der Nachhaltigkeit und der Kohlenstoffreduzierung vorwärts gehen.
Gleichzeitig wie der offizielle Gipfel und örtlich getrennt von ihm fand in Rio der Gipfel der Völker statt. Hauptsächlich war dies die Plattform für eine große Vielfalt von sozialen und sozialökologischen Bewegungen. Vor allem waren es natürlich die brasilianischen Bewegungen, die sich mit beeindruckenden, kaum zu überblickenden 700 Panels und Meetings präsentierten. Unter den nicht sehr zahlreichen europäischen Initiativen befand sich auch transform! europe.
Die große Demonstration zum Auftakt des offiziellen Gipfels stand klar unter antikapitalistischen Losungen. Viele andere Aktionen, etwa die der indigenen Bevölkerungen oder solche, die vor Zentren der Finanzwirtschaft stattfanden, erreichten eine beträchtliche Medienaufmerksamkeit.
Der segmentierte Charakter der Megacity Rio hat dabei auch einen Symbolwert, verweist er doch darauf, dass wenn es nicht gelingt, die fundamentalen Unterschiede zwischen den sozialen Gruppen und Regionen zu überbrücken, es auch keinen Frieden mit der Natur geben wird.