Erinnerungen an den Spätsozialismus in autobiografischen Romanen und Autofiktionen aus Zentral- und Osteuropa

In der jüngsten Ausgabe des European Journal of Life Writing erforschen die Gasteditor*innen Agnieszka Mrozik und Anja Tippner die Rolle autobiografischer Texte in der Erinnerung an den Realsozialismus und dessen Niedergang, wie dieser in der tschechischen, polnischen, rumänischen und russischen Gegenwartsliteratur dargestellt wird.

Seit dem Niedergang des Realsozialismus 1989 bzw. 1990/91 befasst sich die Literatur mit diesem epochalen gesellschaftlichen Umbruch, indem sie sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt und deren Einfluss auf die Gegenwart analysiert. In den vergangenen Jahren verlagerte sich der Fokus verstärkt auf den Spätsozialismus, also die 1970er und 1980er Jahre. Viele Schriftsteller*innen, die sich daran versuchen, diese Jahrzehnte und deren andauernden Einfluss auf ihre Biografien und die heutigen Gesellschaften in ihren Werken darzustellen und neu einzuordnen, wuchsen in diesen Jahrzehnten auf oder wurden zu dieser Zeit erwachsen. Unsere Hauptthese ist es, dass Life-Writing (alle Formen von verschriftlichten Erinnerungen) – besonders Autofiktionen und autobiografische Romane – zum dominanten Instrument für die Beschreibung und Nacherzählung der sozialistischen Vergangenheit geworden ist. Die Beiträge zu diesem Text erforschen die Ära des Spätsozialismus und nehmen ihre unterschiedlichen und oft umstrittenen Bedeutungen nicht nur aus der Vergangenheitsperspektive unter die Lupe, sondern auch aus heutiger Sicht.

Die Publikation wurde gefördert von transform! europe.

Vol. 10 (2021): European Journal of Life Writing (EJLW)

Cluster "Remembering Late Socialism": Inhaltsverzeichnis

Agnieszka Mrozik  und Anja Tippner
Remembering Late Socialism in Autobiographical Novels and Autofictions from Central and Eastern Europe: Introduction

Agnieszka Mrozik
Growing Up as a Girl in Late Socialist Poland: The Personal, the Political and Class in Feminist Quasi-Autobiographical Novels by Izabela Filipiak and Joanna Bator

Anja Tippner
‚How it all turned out alright‘: Autofiction as Memory Form in Irena Dousková’s Novels about Childhood and Youth in Post-1968 Czechoslovakia

Doris Mironescu und Andreea Mironescu
Maximalist Autofiction, Surrealism and Late Socialism in Mircea Cărtărescu’s Solenoid

Ksenia Robbe
Reanimating/Resisting Late Soviet Monstrosity: Generational Self-Reflection and Lessons of Responsibility in Alexei Ivanov’s Pischeblok [The Food Unit]

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