„Es ist wieder Donnerstag!“

Als am 4. Oktober ein politischer FreundInnenkreis zu „es ist wieder Donnerstag“ aufrief, konnte niemand ahnen, dass dies erneut zu einer der bedeutenden Protestformen gegen die rechts-rechte Bundesregierung in Österreich werden würde.

Obwohl hinter den 20 Menschen (Studierende, Lehrende, Kulturarbeiter_innen, Journalist_innen, Sozialarbeiter_innen), allesamt parteifrei, keine Organisation stand, schafften sie es schon zu Beginn der Proteste 20.000 Menschen zu mobilisieren. Mittlerweilen gab es 17 Donnerstagsdemos in Wien, alle mit unterschiedlichen Themenstellungen bei den jeweiligen Reden und, was 2000, anlässlich der ersten ÖVP-FPÖ-Regierung, nicht gelang, regelmäßige Donnerstagsdemos auch in acht anderen Städten Österreichs.

Einig sind sich die Teilnehmer_innen in allen Städten in der klaren Ablehnung der Bundesregierung, es scheint aber darüber hinaus eine Keimzelle für das Aufzeigen gesellschaftlicher Utopien zu sein, die im Demobild auch auffällig sind. Scheinbar mühelos schaffen es die Organisator_innen Woche für Woche zumindest 2/3 Frauen und 1/3 Migrant_innen auf die Bühnen zu bringen und halten damit Parteien, Gewerkschaften und anderen etablierten politischen Playern einen Spiegel vor, der sie alt ausschauen lässt.

Nach vier Monaten ist es noch zu früh, klare Entwicklungsperspektiven zu erkennen, eines wird von den Organisator_innen immer wieder genannt: Sie wollen es nicht beim Demoformat alleine belassen. Wenn der Frühling und der Sommer kommt werden Platzbesetzungen und vieles mehr angedacht.

Obwohl derzeit Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen, kommen regelmäßig 5000 Menschen. Die Organisator_innen gehen davon aus, dass es im Sommer durchaus 15.000 und mehr sein werden, die eine neue politische Kraft, eine neue soziale Bewegung repräsentieren werden. Im Zentrum steht zweifellos die Ablehnung der rechten Bundesregierung, deswegen lassen sich gerne auch Spitzenpolitiker der SPÖ und der Grünen blicken und Twittern dann, wie toll sie Do! finden. Gleichzeitig kritisieren die Demonstrant_innen aber auch die autoritäre Wiener rot-grüne Stadtregierung, die sich etwa in den von der SPÖ forcierten Verbote im öffentlichen Raum (Essen in der U-Bahn, Alkohol auf Plätzen) und im Autobahnprojekt durch ein Naturschutzgebiet (Lobau) manifestieren.

Die Professionalität, die Diversität, die spürbare Leidenschaft der Akteur_innen sowie, die Verbindung von Aufklärung und Aktivismus lassen die Vermutung zu, dass diese soziale Bewegung nicht schnell wieder verschwinden wird.

Die bevorstehenden EU-Wahlen spielen bei den aktiven keine Rolle, dass vereinzelt Parteien versuchen, die Demonstrierenden als Wähler_innen oder Kandidat_innen anzusprechen, wird mit großer Gelassenheit begegnet. Es scheint aber nicht unwahrscheinlich, dass für eine der nächsten Wahlen in Österreich ein neues Bündnis zusammenfindet, in dem auch Aktivist_innen der Donnerstagsbewegung eine Rolle spielen.