Die KPÖ – Eine europäische Fallstudie

Am 3. November 1918 wurde die Kommunistische Partei Österreichs in Wien gegründet. Aus diesem Anlass erscheint in Wien ein von transform! europe geförderter Bildband, der den Weg der KPÖ durch das 20. Jahrhundert dokumentiert.

Die Erforschung der Geschichte der radikalen Linken – der Parteien, die sich am Ausgang des Ersten Weltkriegs als unabhängige Parteien links der Sozialdemokratie bildeten – stellt einen Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit von transform! europa dar.

Die Kommunistische Partei Österreichs ist dabei ein aus mehreren Gründen interessantes Beispiel. Sie ist eine der ersten Parteien die sich am Ende des Ersten Weltkriegs im Gefolge der Oktoberrevolution bildeten. Ihre Vorläufer gehörten der Zimmerwalder Linken an, die die sozialistischen Anti-Kriegskräfte sammelte. Es war wohl besonderen historischen Umständen geschuldet, nichts desto weniger, war es die KPÖ, auf deren Antrag 1919 die Kommunistische Internationale gegründet wurde, der schließlich alle europäischen kommunistischen Parteien beitraten.

In Österreich kam es 1934 zu einem von den Kommunist_innen unterstützten Aufstand der Arbeiter_innen, der als der erste bewaffnete Widerstand gegen die Machtergreifung einer faschistischen Diktatur in Europa historische Bedeutung erlangte. Nach der Niederlage im Kampf schlossen sich mehr als 1.400 Österreicher_innen, überwiegend Kommunist_innen, den Internationalen Brigaden gegen die faschistischen Putschisten in Spanien an.

Im europäischen Kampf gegen den Nationalsozialismus waren österreichische Kommunist_innen in den Widerstandsbewegungen Frankreichs, Belgiens, in der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee, und in den sowjetischen, britischen und US-amerikanischen Streitkräften engagiert. Österreichische Kommunist_innen waren in den internationalen Widerstandsorganisationen in den KZ und in zahlreichen Ländern des Exils aktiv. Darüber legt der vorliegende Band Zeugnis ab.

Die Entwicklung der KPÖ ist auch aus ideologischer Sicht von europäischer Bedeutung. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre entwickelte sich in ihr eine ideologische Strömung, die Fragestellungen und Motive des Eurokommunismus vorwegnahm. Dieses Experiment wurde 1969, teilweise unter dem Einfluss der in Osteuropa regierenden Parteien abgebrochen, bildete aber einen Anknüpfungspunkt für die Debatten, die zur Erneuerung der KPÖ nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regierungen geführt wurden.

Es entsprach ihrer europäischen Geschichte, dass die KPÖ 2004 zu den Gründungsparteien der Europäischen Linken wurde und in ihren leitenden Gremien aktiv ist.

Der von transform! europe geförderte Bildband bildet den Beginn einer Serie ähnlich orientierter Publikationen, die transform! europe zu gegebenen Anlässen veranlassen oder unterstützen wird.

Manfred Mugrauer (Hg.): Partei in Bewegung. 100 Jahre KPÖ in Bildern

Wien: Globus-Verlag 2018

448 S., mit ca. 2.300 Abbildungen, 39,90 Euro

Erhältlich beim Bundesvorstand der KPÖ (bundesvorstand@kpoe.at) oder im Buchhandel.