Der 15. Mai und die „Spanish Revolution“

Das Projekt eines modernen spanischen Wohlfahrtsstaats („finanzkapitalistischer Wohlfahrtsstaat“) hat sich historisch erschöpft. Im März 2011 organisierte eine  kleine Gruppe von  Jugendlichen aus den (gross)städtischen Milieu eine Demostration gegen Korruption in Wirtschaft und Politik, aber auch gegen das Zweiparteinsystem und die grosse Koalition, die dainter steht. Viele von ihnen hatten es aufgegeben zu versuchen, von innen gegen die Blockaden der (linken) Parteien und ihren sterilen Steitereien zu kämpfen. Die meisten waren aber nicht politisierte “Überqualifizierte”, die trotz ihrer zum Teil hohen akademischen Leistung, gar keine Zukunft sehen1. Die Bewegungen in Nordafrika, aber auch die grosse Kundgebung in Portugal, die jenseits der Parteistrukturen ausgerufen wurden, waren ihre direkte Inspiration. Nicht aufgrund der Anzahl die sie befolgte, sondern weil sie eine breite und anhaltende Sympathiewelle bis in den kleinsten Dörfern auslöste. Die Polizeirepression an der Puerta de Sol in Madrid löste eine weitere Solidarisieungswelle, die die Bewegung weiterhin  territorial ausbreitete. In mehr als 100 Plätzen des Landes wurden gut organisierte Zeltlager aufgebaut die von zum grossen Teil bis dahin unpolitisierten Bürgern aktiv unterstützt wurden. Kantinen, Bibliotheken aber auch  Diskussionsgruppen über verschieden Themen (Finanzsystem, Genderfragen, Korruption, Privatisierung von copyrights) zogen wochenlang sowohl junge als auch ältere Menschen an, die sich zum ersten Mal politisch engagierten oder es seit Jahren nicht mehr gemacht hatte. Es wurde entschlossen neue, dezentrale asambleas einzuberufen


[1] In „Espagne: le capitalisme des propiétaires fonciers à la recherche d’un eménagement du néolibéralisme“ (in: Classes sociales: retour ou renouveau?. Syllepse, Paris 2003) haben wir auf das Konfliktpotential der „Überqualifizierten“ hingewiesen, die in der Protesten gegen den Irakkrieg schon eine grosse Rolle gespielt haben.